Die Wiege des Ragtime wird in Sedalia/Missouri lokalisiert, wo Scott Joplin mit dem Maple Leaf Rag und “The Sting” ewigen Ruhm errang. Die Bezeichnung Ragtime bezieht sich auf die markante, “zerrissene” Rhythmik dieser Musik. Im Prinzip besteht er aus dem Kontrast zwischen einer synkopierten Melodie und einer gleichförmigen 2/4-Takt- Begleitung dazu. Das Klavier war durch seine Zweihändigkeit genau das richtige Instrument für die auf einfachen Kadenzen aufbauende Harmonik. Als wichtigste frühe Vertreter des Piano Rag gelten Scott Joplin und James Scott. Aber auch „Jelly Roll“ Morton und Tom Turpin gehören dazu. Der swingende Rag wurde zur Grundlage des nachfolgenden Harlem Stride Piano Stil.
Der New Yorker Stadtteil Harlem zwischen der 58. und 130. Straße wurde in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts kreatives Zentrum des Jazz mit dem “Cotton Club”, dem Apollo-Theatre und dem “Savoy Ballroom”. Im musikalischen Wettstreit spielten Pianisten wie z.B. Duke Ellington oder Fats Waller gegeneinander. Harlem wurde zum Mittelpunkt des treibenden Solostils mit der Bezeichnung “Stride Piano” (vom englischen “stride”: schnell und mit großen Schritten gehen). Es ist das Prinzip der melodischen Improvisation über einer harmonischen Basis, bei der die linke Hand ständig zwischen Baßton und Akkord wechselt. Der Harlem Stride Rag fand seine prominentesten Vertreter in James P. Johnson, Willie “The Lion” Smith, Eubie Blake und natürlich dem großen Thomas “Fats” Waller.
In deren Fußstapfen treten mit ihrem Album “Tandem” die beiden Pianisten Bernd Lhotzky und Chris Hopkins – und Chapeau, die Schuhe passen! Stilistisch von bestechender Reinheit, im Ausdruck den Vorbildern gerecht werdend und mit feinem Gespür für Swing und Tempi haben sie ein Album mit 15 Stücken der großen Zeit des Jazz Pianos eingespielt. Wechselnd im Duo oder Solo lassen Lhotzky und Hopkins diese Zeit mit Kompositionen von u.a. Rodgers/Hart, Duke Ellington, Willie Smith, Cole Porter, Irving Berlin, Bix Beiderbecke und Harry Warren klangvoll zurückkehren. Was sie auf ihren brillanten Steinways nicht erreichen, ist die Club-Atmosphäre Harlems, dafür klingt das blitzblanke Album einfach zu sauber, zu akademisch. Dafür ist aber jede Finesse der perfekt produzierten CD so delikat zu erleben, als höre/sehe man jeden einzelnen Tropfen einer Springbrunnen- Fontäne im Sonnenlicht und zugleich im harmonischen Zusammenklang mit allen anderen. Ein ungeteiltes Vergnügen bleibt es dadurch allemal.
Dazu werden raffinierte Grenzgänge wie im virtuosen Duo “Everything I´ve Got Belongs To You” (Rodgers/Hart) oder Kurt Weill- Anklänge in Ellingtons “Black And Tan Fantasy” geboten, während sanfte Töne z.B. in “Warm Valley” (Ellington) “Flashes” (Beiderbecke) schmeicheln. Mit “Tandem” haben Hopkins und Lhotzky ein ganz feines, elegantes und sehr vornehmes Album eingespielt, das mit George Gershwins “Bess, You Is My Woman Now” seinen gediegenen Abschluß findet. “Tandem” hat das Zeug zum Standard für jede gepflegte Jazzplatten-Sammlung. 1. Shake It And Break It 3:23
2. I Adore You 3:19
3. Everything I´ve Got 3:03
4. Warm Valley 4:14
5. Finger Buster 3:40
6. Black And Tan Fantasy 4;35
7. You Do Something To Me 3:10
8. Blashes 2:54
9. I´ve Got My Love To Keep Me
Warm 3:37
10. Sweet And Slow 3:06
11. I Wish I Were Twins 2:35
12. Lullaby Of The Leaves 5:18
13. Armand The Groove 3:18
14. J. Fred Coots-Medley 4:15
15. Bess, You Is My Woman Now 3:31